Das „egoistische“ Gehirn

Chronischer Stress könnte nicht nur für Depressionen verantwortlich sein, sondern auch für Übergewicht, besagt eine neue Theorie des Lübecker Neurologen Achim Peters. Von allen Organen im Körper verbraucht das Gehirn prozentual gesehen am meisten Energie. Das Gehirn kann jedoch nur Kohlenhydrate verstoffwechseln. Von den mit der Nahrung aufgenommenen Zuckerbausteinen (Glucose) nimmt es etwa 50 Prozent in Anspruch, in Stresssituationen sogar bis zu 90 Prozent. Reicht dies nicht aus, holt sich das Gehirn die Nahrung aus der Muskulatur und vor allem der Leber. Insofern ist es selbstsüchtig.

In einem gestressten Körper ist diese vom Gehirn organisierte Umverteilung gestört. Durch die hohe Ausschüttung des Stresshormons Cortisol gelangt nur ein geringer Teil der Glucose ins Gehirn, das meiste wird im Fett- und Muskelgewebe eingelagert. Dadurch erhält das Gehirn nicht genügend Nahrung. Es entwickelt Heißhungergefühle, insbesondere auf schnell verfügbare Kohlenhydrate und fette Speisen. Die Betroffenen leiden unter ungezügelten Fressattacken wobei sich kein natürliches Sättigungsgefühl mehr einstellt.

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