Fairtrade-Siegel – was steckt dahinter?

Das erste Fairtrade-Siegel wurde im Jahr 1989 von Max Havelaar aus den Niederlanden eingeführt. Ziel und Zweck dieses Siegels ist es, die Armut und Ausbeutung in den Entwicklungsländern zu bekämpfen und insbesondere ländliche Strukturen in den Dritte-Welt-Ländern zu stärken.

Fairtrade-Siegel „TransFair e.V. M.Esch“

Die Mission des Fairtrade-Siegels

Die Mission ist klar definiert: eine Brücke schlagen zwischen benachteiligten Produzenten in den Entwicklungsländern und westlichen Konsumenten, die Förderung gerechterer Handelsstrukturen und die Stärkung der Produzenten, damit diese die Armut bekämpfen, ihre Position verbessern und eine größere Kontrolle über ihr Leben übernehmen können.

Fairtrade zielt also darauf ab, die am stärksten Benachteiligten innerhalb des globalen Handelssystems – Kleinbauern und Arbeiter - zu stärken. Für bestimmte Produkte wie beispielsweise Kaffee, Kakao, Baumwolle
 und Reis, die hauptsächlich in kleinbäuerlicher
Landwirtschaft angebaut werden, zertifiziert Fairtrade ausschließlich Kleinbauernorganisationen.
 Durch die Zertifizierung demokratisch organisierter Kleinbauernorganisationen bietet Fairtrade die Stabilität, die ländliche Familien brauchen, um zu überleben und für die Zukunft zu planen. Die Alternative wäre für viele Bauern die Migration in die bereits überfüllten städtischen Zentren.

Faire und stabile Preis für die Produzenten

Für die meisten Fairtrade-Produkte müssen die Importeure einen Mindestpreis bezahlen. Dieser Mindestpreis dient dazu, die Kosten einer nachhaltigen Produktion zu decken. Er fungiert als Sicherheitsnetz für Zeiten, in denen die Marktpreise unter ein nachhaltiges Niveau fallen. Ohne Mindestpreise sind die Bauern den plötzlichen Schwankungen der Weltmarktpreise für ihre Ernten schutzlos ausgeliefert. Liegt der Marktpreis höher als der Fairtrade-Mindestpreis, müssen Importeure den Marktpreis zahlen. Produzenten können aber auch selbständig bessere Preise verhandeln. Der Verkauf von Fairtrade-zertifizierten Produkten ist in den letzten fünf Jahren durchschnittlich um 40 Prozent gewachsen. Inzwischen sind mehr als 10.000 Fairtrade-zertifizierte Produkte in über 70 Ländern erhältlich.

Fairtrade und Bio

Zu Beginn des Fairen Handels spielten ökologische Kriterien eine untergeordnete Rolle. Der Schwerpunkt lag auf der Verbesserung der ökonomischen und sozialen Lebens- und Arbeitsbedingungen der Kleinbauern in den Entwicklungsländern. Heute misst Fairtrade im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung umweltverträglichen Produktionsweisen und ökologischem Anbau eine wichtige Bedeutung zu.

Jeder Mensch sollte nicht nur genügend Nahrung und ausreichend Einkommen zur Verfügung haben, um lebensnotwendige Dinge wie Kleidung oder Medikamente zu kaufen und seine Kinder zur Schule schicken zu können. Darüber hinaus ist eine Umwelt, die menschenwürdiges Leben und Arbeiten ermöglicht, ein unverzichtbarer Bestandteil einer „nachhaltigen Entwicklung“. Schutz und Erhalt der Umwelt sind somit auch für Fairtrade unabdingbar.

Fairtrade und Bio – zwei verschiedene Ansätze, die sich ergänzen

Das Fairtrade-Siegel ist in erster Linie ein Sozialsiegel und kein eigenständiges Umweltsiegel. Dennoch wird mit zahlreichen Umweltkriterien in den Fairtrade-Standards das Ziel verfolgt, sämtliche landwirtschaftliche Produkte ressourcenschonend und umweltverträglich anzubauen.

Fairtrade arbeitet daran, die Produzenten dort abzuholen, wo sie in ihrer Entwicklung gerade stehen und sie schnellstmöglich in das Fairtrade-System zu integrieren. Zu hohe Bio-Standards als Eingangsvoraussetzung in das Fairtrade-System würden aber gerade die ärmsten Produzentengruppen ausgrenzen. Sobald sie jedoch im System sind, fördert Fairtrade die Umstellung auf Bio-Produktion – oftmals wird dies sogar erst durch die Mehreinnahmen über den Fairen Handel ermöglicht.

Für das Bio-zertifizierte Produkt muss der Käufer den Produzenten den von Fairtrade produktspezifisch festgelegten Fairtrade-Bio-Zuschlag bezahlen. Das sind in der Regel 10 bis 20 Prozent des Fairtrade-Mindestpreises. Der höhere Preis stellt sicher, dass der Käufer den Produzenten für seine Mehrkosten bei der Bio-Produktion entlohnt – vor allem bedingt durch Ertragsrückgang und manueller Mehrarbeit.

Der Bio-Anteil der Fairtrade-Produkte steigt

Mit rund 90 Prozent Bio-Anteil sind Fairtrade-Bananen der Spitzenreiter des bio-fairen Angebots. Inzwischen stammt jede zweite Bio-Banane in Deutschland aus Fairem Handel. Auch beim Traditionsprodukt Fairtrade-Kaffee haben fast drei Viertel der Bohnen Bio-Qualität. 82 Prozent des fairen Tee-Sortiments tragen ein Bio-Siegel, bei Reis sind es 60 Prozent, bei Schokolade 42 Prozent. Gemessen am Gesamtabsatz der Fairtrade-Lebensmittel in Deutschland stieg der Bio-Anteil im vergangenen Jahr auf 65 Prozent.

Fazit

Der Fairtrade-Gedanke ist förderungswürdig, vor allem weil er auf Nachhaltigkeit abzielt und den Menschen in den Entwicklungsländern ein selbstbestimmtes, menschenwürdiges Leben ermöglicht. Ein paar Cent mehr für ein Fairtrade-Produkt macht die meisten von uns nicht arm, wir können damit aber viel Gutes tun. 

Publiziert am von