Milch ist gesund! – wirklich?

Kein Lebensmittel hat wohl ein besseres Image als Milch. Die Werbung wird nicht müde, uns täglich über die Wichtigkeit von Milchprodukten für unsere Gesundheit aufzuklären und auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DEG) empfiehlt uns, täglich Milchprodukte zu uns zu nehmen. Die Deutschen sind Weltspitze im Verzehr von Milchprodukten. Kein anderes Land konsumiert so viele Milchprodukte pro Kopf wie die Deutschen. Jährlich sind es durchschnittlich 85 Kilo Quark, Joghurt, Käse oder Vollmilch pro Person. Doch Milch als Grundnahrungsmittel, insbesondere für Erwachsene, ist nicht unumstritten und spaltet die Wissenschaft in zwei Lager.

Pro Milch

Die Pro-Milch-Gruppe behauptet, Milch sei ein wichtiger Kalziumlieferant und notwendiger Bestandteil täglicher Ernährung. Nach deren Überzeugung sollen vor allem Kinder Milch trinken, um den Knochenaufbau zu unterstützen und alle anderen Menschen, insbesondere alte, um Osteoporose zu vermeiden. Milch soll auch ein wichtiger Lieferant von Mineralstoffen sowie der Vitamine A und der Vitamin B-Gruppe sein.

Seit Jahrhunderten werden Kinder mit Kuhmilch großgezogen. In der westlichen Welt gibt es kaum ein Kind, das nicht mit Flaschennahrung auf Kuhmilchbasis – zumindest in den ersten Lebensjahren - gefüttert wird.

Doch immer häufiger bekommen die Menschen gesundheitliche Probleme, wenn sie Kuhmilchprodukte konsumieren.

Kontra Milch

Kein Wunder, dass das Kritik hervorruft. Die Gruppe der Milchgegner wir immer größer und lauter und warnt vor möglichen Nebenwirkungen und Folgeschäden des täglichen Milchkonsums. Wahr ist, dass es kein Lebewesen auf dieser Erde gibt, das Milch einer anderen Spezies zu sich nimmt – mit Ausnahme des Menschen. Kuhmilch ist für das Kalb vorgesehen und stellt für den Menschen ein artfremdes Eiweiß dar, das für seine Bedürfnisse nicht optimal zusammengesetzt und schwer zu verdauen ist.

Ein Großteil der Kühe wird mit Hormonen behandelt, um das Wachstum zu forcieren. Diese Hormone sind natürlich wieder in der Milch zu finden. Auch kann Milch praktisch nur in pasteurisiertem Zustand gekauft werden. Dadurch sollen vorhandene Keime in der Milch abgetötet und die Milch haltbarer gemacht werden. Doch was passiert dadurch mit der Milch? Untersuchungen haben ergeben, dass ein Kalb, das mit pasteurisierter Milch gefüttert wird, nach wenigen Wochen stirbt. Offenbar wird die Struktur durch den Bearbeitungsprozess so verändert, dass das Kalb nicht mehr an die notwendigen Nährstoffe herankommt.

Zurück zum Menschen: Die folgende Aufzählung von Krankheiten wird mit Kuhmilchkonsum in Zusammenhang gebracht.

Lactoseintoleranz

Fast 75 Prozent der Weltbevölkerung können den Milchzucker (Lactose) überhaupt nicht verdauen, weil ihnen das lactosespaltende Enzym Lactase fehlt. Besonders Asiaten und dunkelhäutige Rassen sind davon betroffen. Aber auch in den westlichen Ländern steigt die Zahl der Menschen mit Lactoseintoleranz.

Allergien und Immunsystem

Die Entstehung von Allergien bei Säuglingen und Kindern, wie Neurodermitis wird ursächlich auf den Konsum von Kuhmilchprodukten zurückgeführt. Sie beruht auf einer Allergie gegen das Eiweiß der Kuhmilch. Auch bei Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn, bei allergischem Asthma und bei chronischen Infektionen im Hals-, Nasen-, Ohrenbereich wird ein ursächlicher Zusammenhang zum häufigen Milchkonsum diskutiert.

Osteoporose

Eine Gruppe von Wissenschaftlern ist der Überzeugung, dass ein hoher Milchkonsum im Alter sogar Osteoporose fördert, anstatt sie zu verhindern. Durch einen hohen Kalziumspiegel würde der Vitamin D-Spiegel im Körper gesenkt. Vitamin D sei aber gerade für die Aufnahme von Kalzium in den Knochen verantwortlich. Tatsache ist, dass die Osteoporose-Rate in den Ländern mit dem meisten Milchverbrauch am höchsten ist.

Krebs

Manche bringen den Milchkonsum sogar mit der Entstehung von bestimmten Krebsarten in Zusammenhang. Verantwortlich dafür gemacht werden die in der Milch enthaltenen Wachstumsfaktoren. Studien sollen belegen, dass besonders ein Wachstumsfaktor, der IGF-I, mit verschiedenen Krebsarten wie Brustkrebs, Prostatakrebs und Eierstockkrebs in Verbindung gebracht werden kann.

Diabetes Typ 1

Milch wurde auch in mehreren Studien für die Entstehung von Diabetes mellitus vom Typ 1 verantwortlich gemacht. Offenbar erhöht Kuhmilch, vor allem bei Kindern, das Risiko an Diabetes vom Typ 1 zu erkranken. Immer mehr Beweise deuten darauf hin, dass das Immunsystem des Darms eine entscheidende Rolle bei Diabetes vom Typ 1 spielt. Das Milcheiweis – vor allem das Casein – beeinflusst das Gleichgewicht im Darm und soll so zum Ausbruch von Diabetes führen.

Stellungnahme der DGE

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung nimmt zu dieser Problematik Stellung und sieht für Gesunde derzeit keine Veranlassung, den Konsum von Milchprodukten nicht mehr zu empfehlen. Die Datenlage bezüglich negativer Auswirkungen wäre derzeitig noch zu dürftig. Allerdings wird  Menschen mit Milchunverträglichkeiten und Allergien geraten, Milchprodukte zu meiden und auch bei bestimmten Krankheiten, wie Krebs wird zumindest der tägliche Milchkonsum nicht mehr empfohlen.

Mein Rat

Wir sollten nicht in Panik verfallen und plötzlich alle Milchprodukte von unserem Speisezettel streichen. Doch eine kritische Betrachtung ist angesagt. Menschen mit Milchunverträglichkeit sollten auf Milchprodukte verzichten. Auch Krebspatienten würde ich raten, den Verzehr zumindest stark einzuschränken. Gesunden schadet es ebenfalls nicht, weniger Milchprodukte zu konsumieren. Für die Kalziumversorgung ist es ohnehin nicht notwendig, denn Getreide, allen voran Sesamsamen, Eier, Nüsse und bestimmte Gemüse- und Obstsorten enthalten reichlich Kalzium. Verwenden Sie Milch und Milchprodukte wie ein Genussmittel, dann sind Sie auf der sicheren Seite.

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