Nüsse und andere Rohkost haben weniger Kalorien als der offizielle Wert

Nüsse gelten allgemein als gesunde Lebensmittel, nur leider auch als Dickmacher, weil sie viel Fett und damit eine Menge Kalorien aufweisen. Doch nun zeigen immer mehr Studien auf, dass Mandeln, Haselnüsse und Co ihr Image als Kalorienbomben zu Unrecht tragen. So hat etwa Janet Novotney, Ernährungswissenschaftlerin am US-Landwirtschaftsministerium kürzlich aufgedeckt, dass Mandeln nicht sechs kcal pro Gramm aufweisen, sondern nur 4,6 kcal. Das entspricht einer Überschätzung des Kaloriengehalts von über 30 Prozent.

Wie wird der Energiegehalt eines Lebensmittels berechnet?

Der Energiegehalt eines Lebensmittels wird seit mehr als 100 Jahren nach der gleichen Methode bestimmt. Der amerikanische Chemiker Wilbur Olin Atwater hat um 1900 die in den Lebensmitteln enthaltenen Bestandteile, wie Proteine, Fette und Kohlenhydrate in einem so genannten Bombenkalorimeter verbrannt. Dieser abgedichtete aber hitzedurchlässige Behälter ist von Wasser umgeben. Nach der Verbrennung wird gemessen, um wie viel Grad sich das Wasser erwärmt hat und lässt so Rückschlüsse auf den Energiegehalt zu. Bei dieser Methode bleibt jedoch unberücksichtigt, wie sich die einzelnen Nährstoffe im jeweiligen Lebensmittel und vor allem im Verdauungssystem tatsächlich verhalten.

Der Verarbeitungsgrad ist entscheidend für die tatsächlich aufgenommenen Kalorien.

Janet Novotny hat in ihren Untersuchungen herausgefunden, dass die beim Kauen grob zerkleinerten Nüsse im Verdauungstrakt nicht weiter aufgespaltet, sondern unverändert wieder ausgeschieden werden. Dabei wird die in den Nusszellen eingeschlossene Energie also zum Teil gar nicht aufgenommen.

Ganz anders verhält es sich bei verarbeiteten Produkten, wie Nussöl oder Nussmus. Hier kommt die volle Kalorienzahl zum Tragen. Erdnussbutter aufs Frühstücksbrot ist also keine gute Idee um Abzunehmen. Und auch Erdnussöl schlägt voll mit 9 kcal pro Gramm zu Buche.

Auch Kochen verändert die Textur der Lebensmittel. Zellwände brechen dadurch auf und geben die ansonsten eingesperrte Energie frei und stehen dem Körper zur Verfügung. Eine gekochte Karotte oder ein gegartes Fleisch liefert deshalb mehr Kalorien als die rohen Varianten. Zudem wird beim Verdauen unverarbeiteter, roher Lebensmittel mehr Energie verbraucht, als bei gekochten Speisen.

Auch die Konsistenz eines Lebensmittels – also wie weich oder hart ein Nahrungsmittel ist, spielt eine Rolle. Für die Verdauung eines weichen Toastbrots mit Marmelade verbraucht der Körper viel weniger Energie als für ein Körnermüsli mit frischen Früchten. Auch ein frisch gepresster Apfelsaft liefert deshalb mehr verfügbare Kalorien als wenn der Apfel als Ganzes verspeist wird. Durch den Genuss von möglichst unverarbeiteten Lebensmitteln werden auf der einen Seite weniger Kalorien aufgenommen und gleichzeitig mehr Kalorien bei der Verdauung verbraucht.

Reform der Kalorienberechnung gefordert

Experten fordern deshalb eine Reform der Kalorienberechnung. Eine solche Revision wäre allerdings sehr aufwendig. Ob eine solche Reform überhaupt kommt und wenn ja, wann, steht noch nicht fest. Das Wissen dahinter kann sich aber jeder heute schon zunutze machen. Essen Sie möglichst oft unveränderte, naturbelassene Lebensmittel. Das reduziert die Kalorienaufnahme, erhöht den Kalorienverbrauch, hält länger satt und fördert die Darmgesundheit – was will man mehr!

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