Die Immuntherapie

In der ganzheitlichen Medizin bedienen wir uns zur Beeinflussung der körpereigenen Abwehrkräfte bestimmter lmmunmodulatoren. Unter Modulation verstehen wir in diesem Zusammenhang nicht die Stimulation oder Stärkung der Körperabwehr. Vielmehr ist das Ziel, das Immunsystem wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Und diese Unterscheidung ist sehr wichtig: Das Immunsystem eines Allergikers reagiert ohnehin überschießend – eine Immunstimulation würde die Krankheitssymptome sogar noch verschlimmern.

Das Immunsystem spricht nur auf Reiztherapien an. Dabei unterscheidet man zwischen unspezifischen und spezifischen Reizen. In die erste Gruppe fallen Verfahren, mit denen die Abwehrkräfte allgemein stabilisiert und unterstützt werden, wie zum Beispiel eine Therapie mit pflanzlichen Mitteln.

Bei spezifischen Reiztherapien wird das Immunsystem dazu angeregt, ganz spezielle Antikörper zu produzieren. Typische spezifische Reiztherapien sind Impfungen, aber auch die Eigenblut- oder Eigenurintherapie. Bei diesen Verfahren bildet der Körper so genannte Anti-Antikörper, die das Immunsystem harmonisieren.

Heilmitteln zur unspezifischen Immuntherapie

Vor jeder Immuntherapie sollte der Immunstatus geprüft werden um die richtigen Mittel wählen zu können. Hier eine kleine Auswahl:

  • Probiotika
  • Präbiotika
  • Omega-3-Fettsäuren
  • Mistel-Präparate
  • Gamm-Linolensäure
  • Spurenelemente je nach Bedarf (Zink, SeIen, Mangan)
  • Mineralstoffe je nach Bedarf (Calcium, Magnesium)
  • Vitamine A, B, C, D, E, Folsäure

Spezifische Immunmodulation

Eigenbluttherapie

Die Eigenbluttherapie ist eines der ältesten naturheilkundlichen Verfahren zur spezifischen Immunmodulation. Das Vorgehen dabei ist äußerst einfach: Dem Patienten werden einige Milliliter Blut aus der Armvene entnommen und anschließend wieder in den Gesäßmuskel gespritzt.

Bewährt hat sich die Eigenbluttherapie besonders bei:

  • allen Infekten
  • Allergien
  • Autoagressionskrankheiten
  • Stoffwechselstörungen
  • Herz-und Kreislauferkrankungen
  • Alters- und Abnutzungserscheinungen
  • als Kur zur Pflege der Gesundheit
  • zur Erhaltung der Vitalität

Eigenurintherapie

Die Eigenurintherapie funktioniert nach dem gleichen Prinzip wie die Eigenbluttherapie: Frisch ausgeschiedener Urin wird mit einem Lokalanästhetikum vermischt und dem Patienten in aufsteigender Konzentration unter die Haut gespritzt. Allerdings ist diese uralte therapeutische Methode bei uns weniger verbreitet als die Immun-Umstimmung durch die Eigenblutbehandlung. In Indien trinken die Menschen bis in die heutige Zeit ihren eigenen Urin, um das Immunsystem positiv zu beeinflussen.

Die Eigenblut- oder Eigenurintherapie ist besonders effektiv, wenn der Körper belastet ist. Die Erklärung dafür ist, dass zum Zeitpunkt der Blut- oder Urinabnahme die Konzentration der krankmachenden Antikörper im Blut oder Urin besonders hoch ist. Der Körper identifiziert das wieder zugeführte Blut beziehungsweise den Urin als Fremdkörper, mobilisiert gegen den vermeintlichen Eindringling seine Abwehrkräfte — und bildet dabei Antikörper gegen die eigenen krankmachenden Antikörper, die so genannten Anti-Antikörper.

Autoimmuntherapie

Eine besondere Form der Eigenbluttherapie ist die Autoimmuntherapie bzw. die Gegensensibilisierung nach Prof. Theurer, die sich auch gut für Säuglinge und Kinder eignet. Dabei werden aus Blut oder Urin homöopathisch aufbereitete Tröpfchen in unterschiedlichen Verdünnungen hergestellt. Der große Vorteil der Gegensensibilisierung liegt darin, dass die Tröpfchen eingenommen werden können und keine Injektion gesetzt werden muss. Die Bildung von Anti-Antikörpern bewirkt eine spezifische Immunmodulation und kommt einer Desensibilisierung gleich. Durch einen speziellen Einnahmemodus wird das Immunsystem darüber hinaus trainiert und trägt somit entscheidend zur Selbstheilung bei.

Spezifische Immuntherapie (SIT)

Die spezifische Immuntherapie (SIT), auch Hyposensibilisierung genannt, ist eine kausale Behandlungsform, bei der der Körper mit dem Allergen geimpft wird, um ihn so schrittweise an das Allergen zu gewöhnen. Dazu bekommt der Patient nach und nach in aufsteigenden Konzentrationen den Auslöser (Allergen) der Allergie verabreicht. Ein bis zweimal wöchentlich wird das Allergen unter die Haut gespritzt. Diese Form der Allergiebehandlung kann allerdings mit schweren Nebenwirkungen von Juckreiz, Rötungen und Schwellungen bis hin zu lebensbedrohlichen Schockzuständen einhergehen. Sinn macht diese Therapie deshalb nur bei Allergien, die lebensbedrohliche Reaktionen auslösen können oder bei starken allergischen Beschwerden, die pro Jahr länger als drei bis vier Monate anhalten und denen man nicht aus dem Weg gehen kann. Dazu gehören zum Beispiel Allergien auf Pollen, Katzenhaare oder Bienen- und Wespenstiche. Aufgrund der möglichen schwerwiegenden Nebenwirkungen sollte die spezifische Immuntherapie nur von Fachärzten unter Notfallbereitschaft – am besten in der Klinik durchgeführt werden. Bei Pollenallergikern wird auch eine Kurzzeittherapie in der pollenfreien Winterzeit empfohlen.

Bei der spezifische sublinguale Immuntherapie (SLIT), auch orale Hyposensibiisierung genannt, erfolgt die Einnahme des Allergens in Form von Tropfen. Sie hat den Vorteil, dass die Nebenwirkungen lange nicht so heftig ausfallen wie bei der Injektion und die Tropfen bequem zu Hause eingenommen werden können. Allerdings gibt es einen strengen Einnahmemodus, der genau eingehalten werden muss, wenn die Therapie erfolgreich sein soll. Sie ist deshalb nur für äußerst disziplinierte Patienten geeignet. Damit die Hyposensibilisierung zu einer dauerhaften Besserung der Beschwerden führen kann, wird empfohlen, die Therapie über drei bis fünf Jahre fortzuführen. Wichtig dabei ist es, auch dann die Tropfen regelmäßig weiter einzunehmen, wenn kein Kontakt zum Allergie auslösenden Allergen besteht.

Heuschnupfenpatienten können während der Pollenflug-Saison pausieren, wenn sich die Symptome verschlimmern oder es kann eine niedrigere Konzentration eingesetzt werden. Die Erfolgsquote der sublingualen Immuntherapie wird zwischen 60 bis 80 Prozent angegeben. Für Kinder und Jugendliche liegen noch keine Ergebnisse vor.